across 125th street

nachdem ich meinen besuch samstag schon so frueh aus den betten geholt habe, ist sonntag frueh aufstehen eh kein problem mehr. ich hole sie um 8 uhr an der upper west side ab und wir fahren gemeinsam nach harlem. wundersamerweise sind auch ein haufen studenten dabei. ich hab mir gedacht die sind wohl alle vom fortgehen noch erledigt…
der plan: endlich die gospelmesse in der abyssinian baptism church sehen (138 str und adam clayton powell blvd.). wenn man um 11 uhr kommt, kriegt man keinen platz mehr. deshalb heute so frueh. die kirche ist schlussendlich gerammelt voll und das hat seinen guten grund.
beim reingehen denke ich noch, hoffentlich gefaellt ihnen das wohl. das letzte was ich brauchen kann sind gereizte touristen, die man fuer nichts frueh aus dem bett geholt hat 😉
in dieser kirche war schon jesse jackson reverend. sie ist so ziemlich die beruehmteste hier in nyc und entsprechend von touristen bevoelkert. die gemeindemitglieder haben sich, wie es sich gehoert, pickfein in schale geworfen. farbige oder elegant-weisse kostueme und huete bei den damen, anzug bei den herren.
und dann kommt auch schon reverend calvin o. butts. ich war ja von der letzten gospelmesse (in der kirchen eine strasse weiter) schon angetan. aber was jetzt kommt, uebertrifft die erwartungen.
der gospelchor ist klasse. beim gemeinsamen gebet (da schliessen alle die augen) kriegt man schon feuchte augen und die predigt ist sowieso der hammer.
das ist wie ein theaterstueck. dramaturgisch und inhaltlich perfekt gemacht.
und immer auch etwas humorvoll. da wird dann eine postkarte vom scuba-diving-urlaub eines gemeindemitglieds vorgelesen oder ueber die art ein zwiegespraech mit gott zu fuehren referiert. zwischendurch darf man die immer mal lachen (in unseren kirchen sind ja alle immer todernst) der reverend hat auch eine assistentin, die ihm ab und zu was einfluestert. waere sonst ja wohl auch zu perfekt.
zum schluss tritt dann noch ein chor von suedafrikanischen jugendlichen auf. die treten ganz bescheiden vor die menge und beginnen in einer afrikanischen sprache an zu singen. zuerst ein solo von einem, der so eine aehnliche stimme wie zucchero hat. echt gut. die leute sind begeistert. und dann das naechste solo von einem maedchen. da gibt’s dann schon applaus, dass die kirche bebt. das ganze wird nur noch getoppt von der schlusseinlage vom maedchen links aussen, die ohne uebertreibung eine wahnssinnsstimme hat. der chor will gar nicht mehr zu singen aufhoeren, da muss schon reverend butts mal kurz was ins mikro sprechen.
auf jeden fall gibt’s standing ovations und emotionsausbrueche. mann, sind die gut! sind angeblich schon bei der amtseinfuehrung von nelson mandela aufgetreten. einmal muessen auch alle gaeste kurz aufstehen und werden dann von der kirchengemeinde begruesst. die volle herzlichkeit. einfach ruehrend.
der ganze gottesdienst ist ruehrend und emotional. da muss man schon mit den traenen kaempfen.
heraussen aus der kirche sind erst mal alle voll begeistert. sehr gut. (ich bin so ein super reisefuehrer, ich muss mir wieder mal selber auf die schulter klopfen…)
und jetzt suchen wir soulfood. wir gehen richtung 125. strasse. orhan, daniel, anika und ich entscheiden uns fuer das bayou. cajun food. sowas kochen sie in new orleans. vorher gibts cornbread (polentabrot sagen wir mal), das liebe ich. und dann pecan-breaded, sautéed breast of chicken with creole mustard sauce and mashed potatoes.
nach einem abstecher ins studio museum harlem und einer kleinen shopping tour mit harlem an der 125. marschieren wir richtung columbia universitaet. das wetter ist leider nicht mehr so schoen. wir spazieren etwas am campus herum. gleich gegenueber liegt die kathedrale. und eine strasse weiter runter der hungarian pastry shop. wieder mal vollgepackt mit studenten, die in dicken buechern versunken sind oder etwas in ihre kleinen ibooks tippen. die mehlspeise ist richtig gut und eine katze haben sie auch.
mueder als mueder genehmigen wir uns danach eine stunde ruhe, weil abendprogramm gibt’s auch noch…